Trauma Sensibilität

Trauma Sensibilität

Der Begriff „Trauma Awareness“ wird immer bekannter. Aber worum geht es dabei? Trauma Sensibilität kümmert sich darum, sich grundsätzlich Trauma in der Gesellschaft bewusst zu werden. Wir können behaupten, dass jeder Mensch traumatisiert ist und durch Traumata negativ beeinflusst wird. Das Wichtige dabei ist zu erkennen und verstehen, dass Trauma nicht selbst indiziert ist. Wir können nichts für unsere Traumata und deren Folgen. Es ist also sehr wichtig sich diesen Themen anzunehmen und den Menschen immer mit dem Auge der Nachsicht und Güte zu betrachten.



Entwicklungstrauma 

 

Wir beschäftigen uns vor allem mit dem Begriff Entwicklungstrauma. Ein Entwicklungstrauma entsteht meist, bevor die Menschen eigene Bewältigungsmechanismen für stressige und belastende Situationen entwickelt haben, also in frühkindlichen Entwicklungsphasen. Entwicklungstraumata sind meist lang andauernd, d.h. der Mensch ist in seinen frühen Entwicklungsphasen vielen, dem Alter nicht angemessen, Situationen ausgesetzt gewesen, die meist lang andauernd oder immer wiederkehrend und somit für die Persönlichkeit prägend waren.


Die schmerzhaften Kindheitserfahrungen bleiben lange in uns gespeichert und beeinflussen unser Leben. Durch böse Blicke, Bestrafung oder Liebesentzug wird den Kindern das unerwünschte Verhalten „abgewöhnt“. Auch Maßnahmen wie Beschämung, Ignorieren, körperliche und verbale Gewalt sind gängige Erziehungsmittel, die tagtäglich Anwendung finden. Doch ist dies verheerend für die Psyche der Kinder, denn dieses Vorgehen stürzt sie in die Vorstellung, nicht angenommen zu sein. Der (drohende) Verlust der (elterlichen) Zuwendung bedeutet Lebensgefahr für das Kind, es muss einen Teil von sich aufgeben, „brav sein“ und sich anpassen, um die Traumatisierungen durchzustehen.



Das Durchbrechen der Traumaspirale 

 

Eltern, Erzieher und Lehrer kommen beim Kontakt mit Kindern oft auch mit ihren Traumagefühlen in Berührung. Um ihre eigene alte Hilflosigkeit, Angst oder Überforderung nicht fühlen zu müssen, unterdrücken sie die Gefühlsäußerungen ihrer Kinder. Die eigenen Eltern haben diese Gefühle auch schon nicht ausgehalten und so wurden sie bereits bei ihnen unterbunden.


Unbearbeitet leiden Menschen lebenslang unter den Folgen, von ihren Eltern und Lernbegleitern nicht gesehen, nicht ernst genommen, emotional vernachlässigt worden zu sein. Die Selbstbegegnung nehmen auffallend viele ältere Menschen in Anspruch. Sie bereuen es rückblickend oft sehr, dass es bis ins hohe Alter dauerte, ehe sie sich trauten, ihre Gefühle wiederzuentdecken. Sie erahnen, wie sehr sie ihren Kindern bereits geschadet haben. Aber nicht nur ältere Menschen wollen es besser machen. Gerade unsere jetzigen Elterngenerationen merken, dass diese normalisierten Traumata nicht mehr weitergeben und ihre Kinder davor bewahren wollen.


Hier kommen unser Kindergarten und unsere Grundschule, ins Spiel. Denn was gerade die Trauma-bewussten Eltern bei ihren sehr jungen Kindern versucht haben an Bindung und Beziehung zu erarbeiten, führen wir unserer Schule weiter.  Das oben beschriebene, destruktive Beziehungsverhalten, ist fast in jedem von uns installiert. Auch Lehrkräfte unterliegen diesen Verhaltensmustern und neigen oft dazu, erworbene Umgangsformen unbewusst zu reinszenieren und dadurch an ihre Schüler weiterzugeben. Dies ist ein völlig unterbewusster Prozess, der nicht beabsichtigt ist. Es ist menschliches Verhalten und wir machen es uns zur Aufgabe, wieder in gesunde und liebevolle Beziehungen zu treten.


Wir sind der Meinung, dass das häusliche und das schulische Umfeld für Kinder frei von Altlasten sein sollte und kann. Dazu ist es unbedingt nötig, dass wir Erwachsenen uns mit diesen auch unangenehmen Anteilen in unserem Verhaltensaufbau beschäftigen und diese bereit sind aufzuarbeiten. Dies darf von ALLEN beteiligten Erwachsenen betrieben werden. Von Lehrern, Eltern und allen im Träger beschäftigten Menschen. 


Wir versuchen immer im System Familie und im System Schule herauszufinden, an welchen Stellen das Umfeld den kindlichen Organismus zu sehr unter Stress setzt und somit kooperatives Verhalten behindert. 


Durch eine sensible Beobachtung und gegebenenfalls durch externe Hilfe, ist es unser Ziel, die Ursache für die Spannung im kindlichen System zu identifizieren und zu beheben. Dafür muss den Eltern klar sein, dass die Spannung selten von außen kommt, meistens ist es aus dem familiären System und kann sogar transgenerationale Ursachen haben oder andere völlig unbewusste Gründe.


Oft gibt es für die Eltern oder andere Bezugspersonen etwas zu be- und verarbeiten. Das sollte uns als Begleiter von Kindern immer bewusst sein.

Share by: