Natur- und Wildnispädagogik

Natur -und Wildnispädagogik

Was ist Naturpädagogik? 

 

Naturpädagogik ist Beziehungsarbeit. Es geht um die Beziehung zwischen dem Menschen und seiner natürlichen Mitwelt. Es geht um das Bewusstsein, ein Teil des Ganzen zu sein. Ziel ist es, die Entfremdung zu überwinden, erneut Kontakt aufzunehmen und mit der Natur vertraut zu werden.




Positive Effekte der Natur auf die Entwicklung der Kinder 

 

„Je mehr Sinne beim Lernen beteiligt sind, desto besser prägt sich ein Kind die neue Erkenntnis ein. Das beste Spielmaterial bietet dabei die Natur. Wenn Kinder zum Beispiel mit Blättern spielen, tun sie das mit mehreren Sinnen gleichzeitig. Sie nehmen den harzigen Geruch wahr, fühlen die Blattadern, unterscheiden verschiedene Farbtöne, verändern die Form des Blattes durch Zerrupfen oder Falten. Kinder lernen also durch unmittelbares Erleben.“ 

Prof. Dr. Gerald Hüther 



Zum Einfluss der Natur auf die mentale Entwicklung von Kindern, fanden sich Ergebnisse zum Wohlbefinden der Kinder, zur Selbstwahrnehmung, den Selbstkompetenzen und der Sachkompetenz. Das Wohlbefinden von Kindern wird durch Naturkontakt verbessert, Auswirkungen negativer Lebensereignisse werden gepuffert und Stress wird gedämpft.


Die Selbstwahrnehmung wird positiv verändert durch die Verbesserung des Selbstwertgefühls, des Selbstbewusstseins und des Selbstvertrauens. Selbstkompetenzen werden gefördert durch die Verbesserung der Kreativität und der Motivation zu lernen und zu entdecken, sowie durch die Stärkung der Selbstdisziplin, der Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit und der Sprachkompetenz. 


Der Einfluss der Natur zeigt sich in der Sozialkompetenz und dem Spielverhalten. Die Sozialkompetenz wird gefördert durch die Verbesserung des Sozialverhaltens, der Kooperationsfähigkeit und der Kommunikationsfähigkeit. Das Spielverhalten wird vielfältiger, intensiver und kreativer.




Lernen in der Natur 

 

Das Augenmerk unserer Schule liegt auf dem Lernen und Spielen, draußen in der Natur. Es wird verschiedene Gebäude und Räumlichkeiten geben, in denen die Kinder zurückgezogen, z.B. mit  Montessorimaterial arbeiten können. Der vorwiegende Teil des Schulalltags wird sich jedoch draußen abspielen. So wird in der Natur sowohl gespielt als auch geforscht und gelernt. Lehrer machen Angebote in der Natur, in der sich mannigfaltige Möglichkeiten bieten, wo das Lernen von, mit und in einer natürlichen Umgebung stattfinden kann. 


Die Frage, unter welchen Bedingungen Kinder ihre intrinsische Lust am Lernen und Gestalten weiterentwickeln und zu starken, verantwortungsbewussten und teamfähigen Persönlichkeiten heranreifen können, lässt sich inzwischen aus neurowissenschaftlicher Sicht recht gut beantworten. Interessanterweise bestätigen die Hirnforscher mit ihren neuen Erkenntnissen vieles von dem, was von zahlreichen Erziehern und Pädagogen seit je her eingefordert und in erfolgreichen innovativen Bildungseinrichtungen längst umgesetzt worden ist. Anstelle der bisherigen extrinsischen Verfahren zur Verbesserung der Lernleistungen, müssen Bedingungen, also Erfahrungs- und Gestaltungsräume, geschaffen werden, die die intrinsische Motivation der Kinder, zum Lernen und Gestalten, zum Mitdenken und Mitgestalten wecken und stärken. 


Das Erleben der Natur stellt einen wesentlichen Bestandteil unserer Schule dar. Die Schüler sind vorwiegend draußen. Bei Sonne, aber auch bei Regen und Kälte. Die Jahreszeiten bestimmen den Alltag, die Angebote und das Lernen. Auf diese Weise haben die Kinder die Möglichkeit direkte Erfahrungen mit Lebens- und Wachstumsprozessen von Tieren und den Naturelementen zu machen. Die Kinder erleben die Natur und lernen sie zu lieben, was von elementarer Bedeutung für die Entwicklung von umweltverantwortlichem Verhalten ist. 

 

Die Natur als Klassenzimmer, in dem die Kinder vieles als Primärerfahrungen lernen können, ist eine optimale Ergänzung der Montessoripädagogik. Sie regt die Kinder an, zu lernen und zu experimentieren. Sie ermöglicht wichtige Erfahrungen und fördert eine differenzierte Sinnesentwicklung. An unserer Schule ermöglichen wir den Kindern diese direkten Naturerfahrungen. 




Was ist Wildnispädagogik? 

 

„Findet das Kind eine neue Herausforderung, am besten eine selbst gewählte,  

so schaltet sich das „Belohnungszentrum“ ein. Botenstoffe werden freigesetzt, die auch Glückshormone genannt werden. Das lässt erahnen, welch intensives Lustgefühl Kinder empfinden, wenn sie sich immer wieder erfolgreich auf den Weg machen, die Welt zu entdecken. Diese Lust ist es, die immer wieder zum Lernen anspornt.“ 

Elisabeth Stauder, Wildnispädagogin 



Als Jäger und Sammler lebte der Mensch den Großteil seines evolutionären Werdegangs in Verbundenheit mit der Natur. Er versorgte sich unmittelbar mit dem, was die Natur ihm bot und lebte in Gemeinschaften. Diese Lebensweise erforderte großes Wissen über die Natur und machte das Erlernen von Überlebenstechniken sowie handwerklichen Fertigkeiten nötig. Dazu zählen zum Beispiel die Kunst des Fährtenlesens, die Kenntnis der Vogelsprache, das Wissen um essbare und heilende Pflanzen, sowie über ökologische Zusammenhänge.


All das schafft einen direkten sinnvollen Bezug zur Natur. Die Wildnispädagogik verwendet Methoden des Lernens und Lehrens, die sich ebenfalls an traditionellen Vorstellungen orientieren. Die Erwachsenen sehen sich dabei als lernbegleitende Mentoren, die mit Fragen und Geschichten die Kinder und Jugendlichen unterstützen. Das Lernen findet vor allem durch Erfahrung oder Nachahmung statt.


Grundlegende Lernmethode der Wildnispädagogik ist das Coyote Teaching. Der Coyote dient als Vorbild für Lernen durch Inspiration. Neugier und Wissensdurst werden durch Geschichten, Rätsel, Fallen stellen oder Tricks, Spiele, das Verfolgen oder Deuten von Spuren oder inspirierende Fragen geschürt. Traditionelles Wissen soll in unseren modernen Alltag hinübergerettet werden, um wieder in Kontakt mit der Natur zu treten. Vertrauen ist die Basis aller Entdeckungen und Reisen in eine Welt, die sich bis an der Grenze zu dem abspielt, was wir kennen. 



Bereiche der Wildnispädagogik 

  

  • Gefahren: Aufruf zu Wachsamkeit und gesundem Menschenverstand 
  • Motivierende Arten: Dinge zum Essen, Fangen, Hegen und Erklettern 
  • Säugetiere und mehr: Tiere, die man selten sieht, aber deren Spuren man folgen kann 
  • Pflanzen: Speisekammer und Medizinschrank der Natur 
  • Ökologische Indikatoren: Wie alles zusammenwirkt 
  • Bäume: Rüstzeug des menschlichen Überlebens 
  • Vögel: Botschafter der Wildnis 
  • Traditionelles Wissen der Vorfahren 


Die Amsel wacht morgens nicht auf und denkt: „Die Kohlmeise da drüben singt so viel besser als ich.“ Nein, solche Selbstzweifel gibt es bei einer Amsel nicht. Sie öffnet einfach ihren Schnabel und SINGT! Wer eine Verbindung zur Natur hat, schätzt automatisch auch die Dynamik einer Gemeinschaft. Er erkennt, dass jeder Mensch seinen Platz hat und seinen Beitrag leistet. Sei es draußen als Kundschafter oder zu Hause im Kreis der Familie und Freunde. Die Verbindung umfasst auch die zur eigenen menschlichen Natur, die Entdeckung des wahren Selbst und eine größere Wertschätzung der Familie.


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